Erfahrungsbericht Corinna

Nach einem wirtschaftlichen Praktikum in Lateinamerika habe ich mich gefragt, wie wohl der Teil der Bevölkerung lebt, welcher nicht hinter den verspiegelten Fassaden im Business Distrikt sitzt. Hierbei bin ich auf die Fundación „Minadores de Suenos“ aufmerksam geworden, die in einem Randviertel von Quito die Bewohner unterstützt. In den Medien wird immer viel über Armut und Ungleichheit berichtet, aber wer genau ist arm? Sind es jene Menschen die vom Staat durch Sozialleistungen unterstützt werden, jene die in Schulden leben oder jene die nicht genügend Geld zum Einkaufen haben?

Gleich an einem der ersten Tage hat eines der Kinder zu mir gesagt „Corinna, also wenn du aus Deutschland kommst, dann bist du ja reich“. Ich habe darauf nur geantwortet, dass Deutsch nicht gleich reich bedeutet. Würde das Kind mir jetzt nochmal die gleiche Frage stellen, würde ich ihm wohl eine andere Antwort geben.

 

Aber einmal von Anfang an: Ende Juli 2017 kam ich für einen Monat nach Rancho los Pinos, um die Fundacion bei der Ausrichtung des Ferienprogramms zu unterstützen. In der ersten Woche haben wir uns mit den anderen freiwilligen Helfern des Viertels jeden Tag viele Stunden zusammengesetzt und die folgenden Wochen vorbereitet: Gruppen zugeteilt, Workshops geplant und ausprobiert, den Ablauf besprochen, wurden im Umgang mit den Kindern gelehrt, mit den Werten der Fundación vertraut gemacht und haben uns selbst, also die Helfer, untereinander besser kennengelernt. Wir Helfer konnten zwischen Guia und Tallerista wählen, also ob wir für eine eigene Gruppe oder lieber für einen Workshop verantwortlich sein möchten. Ich habe mich als Gruppenleiter gemeldet, da ich mich durch meine guten Spanischkenntnisse und grundlegende pädagogischen Fähigkeiten dafür bereit gefühlt habe.

Somit habe ich in den folgenden zwei Wochen die Gruppe der 8-jährigen betreut. Jeden Morgen haben wir uns um 8.30 Uhr am Sportplatz mit allen Kindern getroffen um uns zu sammeln und verschiedene Gruppendynamiken durchgeführt. Anschließend ging es singend in den einzelnen Gruppen den Berg hinunter in die Fundación, wo in der ersten Stunde, der „Formación“, mit den Kindern spielerisch über wichtige Themen wie Ernährung, Freizeit, Hygiene, Bildung oder Beziehungen gesprochen wurde. Um 10 Uhr wurden sich täglich gemeinsam die Hände gewaschen um anschließend gemeinsam ein Frühstück einzunehmen. Anschließend gab es einen täglich wechselnden Workshops wie Armbänder basteln, mit Knete arbeiten, Vasen basteln usw.… je nachdem wie viel Zeit der Workshop in Anspruch genommen hat, haben wir dann noch etwas gemeinsam gespielt oder sind auf den Spielplatz der Fundación gegangen bis die Kinder um 12.30 Uhr nach Hause gingen. An diesem Punkt war mein Tag jedoch noch nicht vorbei, es folgen aufräumen, gemeinsames Mittagessen und die Vorbereitung des nächsten Tages. Das absolute Highlight der Ferienspiele war der Ausflug zum Schwimmbad, da dieses für die Kinder des Viertels etwas ganz besonders ist. Einer der schönsten Momente, wo sich die Arbeit ausgezahlt hat, war als die Kinder mich am letzten Tag alle auf einmal umarmt und gesagt haben, dass sie sich wünschen, dass die Ferienspiele noch nicht zu Ende sein sollen.

In der folgenden Woche fanden dann die Ferienspiele für die Jugendlichen (13-18 Jahre) mit ähnlichen Ablauf, natürlich mit anderen Themen und Workshops statt. Die Zeit in der Fundación Minadores de Suenos war mit all seinen Einblicken, Arbeiten und Erlebnissen und  eine sehr bedeutsame Zeit, die mich mein Leben nun aus einer anderen Perspektive sehen lässt.