Erfahrungsbericht Lorena

Einfach mal weg sein, Erfahrungen in einer anderen Kultur sammeln und meine Sprachkenntnisse erweitern. Das war mein zentraler Gedanke nach meinem Schulabschluss. Zudem wollte ich die Zeit vor meinem Studiumsbeginn sinnvoll nutzen und nicht einfach so verschwenden. Dafür war das Projekt Minadores de Sueños bestens geeignet! Durch das Lesen von Erfahrungsberichten ehemaliger Volontäre begeisterte ich mich immer mehr für ein Volontariat und aus einer Überlegung wurde schnell ein Flüge buchen. Ich stellte mich der Herausforderung, drei Monate von zu Hause weg zu sein, und das erste mal quasi auf mich allein gestellt zu sein.

Zu meinen alltäglichen Aufgaben in der Fundación gehörten z.B. die Vorbereitung des „Refrigerios“, d.h. dem Snack, den es morgens und nachmittags gibt, die Arbeit im Garten sowie die Betreuung beim Mittagessen, beim Spielen im Park, oder bei der Zahnhygiene. Die Hauptaufgabe bestand jedoch darin, den Kindern bei den Hausaufgaben und beim Lernen zu helfen und sie in ihrer schulischen und sozialen Bildung zu fördern.

Die Arbeit im Projekt war toll! Sie war für mich weder Zwang noch Müssen. Ich habe mich jeden Tag aufs Neue gefreut zur Arbeit zu gehen und mit einem strahlenden Lächeln und einem „Buenos Dias Señorita Lorena“ begrüßt zu werden. Auch die Kinder waren großartig! Seit dem ersten Tag wurde ich von ihnen mit offenen Armen und einer Herzlichkeit begrüßt, die man in Deutschland nicht gewohnt war.

Neben dem gemeinsamen Lernen, fand meiner Meinung nach auch ein gegenseitiges Lernen statt. Nicht nur ich konnte mein Wissen den Kindern weitergeben, auch ich habe viel von ihnen lernen können. Einerseits halfen sie mir enorm mein Spanisch zu verbessern, in dem sie mir anfangs jedes Wort, was ich nicht verstanden habe, langsam und deutlich erklärt oder umschrieben haben. Durch die intensive Arbeit (8 Stunden täglich) und die Gespräche mit den Kindern, habe ich viel über ihre Persönlichkeiten, ihre Lebensverhältnisse und die ecuadorianische Kultur erfahren und lernen können. Durch ihre Offenheit und ihr schnelles Vertrauen bekam ich ebenso einen Einblick in ihr Leben und musste teilweise geschockt feststellen, mit was für schwierigen Bedingungen sie ihr Leben meistern müssen. Zugleich war es beeindruckend, wie stark die Kinder sind und mit welcher Lebensfreude und Energie sie jeden Tag in die Fundación kommen. Denn hier können Sie Kind sein und werden mit Respekt, Aufmerksamkeit und Würde begegnet.

Die Momente, in denen ein Kind endlich sein Ziel erreicht hat und überglücklich und stolz auf sich selber dir sein Ergebnis präsentiert, machen einen am glücklichsten. Wenn man z.B. mit jemandem 100 Mal das 1×1 durchgeht, fiebert man während des Abfragens innerlich mit, dass er es diesmal schafft alles richtig zu sagen. Oder wenn du mit einem Kind den ganzen Morgen einen englischen Dialog auswendig lernst und er es endlich kann und seitdem jeden Tag stolz mit dem Satz „Hello, what’s your name?“ zu dir kommt. Viele Kinder zweifeln anfangs oft an sich selber und ihnen muss viel Mut zugesprochen werden, damit sie intensiv an ihrer Aufgabe arbeiten.

 

Im Laufe der Zeit habe auch ich als Volontärin immer mehr Verantwortung übernehmen dürfen. Und damit meine ich nicht, dass ich jedes Mal die Bank bei Monopoly sein sollte. Stattdessen durfte ich immer selbstständiger mit den Kindern arbeiten, ihnen eigene Aufgaben und Anweisungen geben. Man hat sich nützlich und gebraucht gefühlt. Neben den Vorzügen des „Profe“-seins, genoss ich jedoch am meisten den direkten Kontakt und die aktiven Momente mit den Kindern. Egal ob man mit den Jungs bei der Cancha Fußball gespielt hat, mit den Mädchen sich gegenseitig die Haare geflochten hat, täglich zusammen UNO gespielt hat, oder mit den Kindern deutsche Klatschspiele spielte, von denen sie so begeistert waren, dass sie versucht haben den Text auswendig zu lernen.
Ich habe gemerkt, dass das schönste Geschenk, was man den Kindern geben konnte, Zeit war. Zeit, die man hatte um mit ihnen zu spielen, mit ihnen zusammen zu lernen und sie zu unterstützen, mit ihnen zu reden, Zeit ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Alles Dinge, die sie von ihrem familiären Umfeld nicht bekamen.

Es waren wundervolle dreieinhalb Monate, an die ich mich immer erinnern werde. Ein großer Dank geht an Marco und Alba sowie an das ganze Team! Aber vor allem danke ich den Kindern, die ich immer in meinem Herzen tragen und nie vergessen werde. Durch sie konnte ich viel lernen und werde davon vieles in mein Leben nach Deutschland mitnehmen können. Danke für diese unvergessliche Zeit!

Lorena