Wer wirklich reich ist
Einen ordentlichen Tapetenwechsel zum Leben in der Schweiz, eine neue Erfahrung in einer völlig anderen Welt, meine Spanischkenntnisse verbessern und Berufserfahrung in der Sozialen Arbeit sammeln – all dies wünschte ich mir und es wurde mir in der Fundación Minadores de Sueños ermöglicht. Mein Spanischlehrer hat in meinem zweiwöchigen Sprachaufenthalt, dem Praktikum in der Fundación vorausgehend, gesagt: „In Ecuador ist alles möglich. Nichts ist sicher, aber alles ist möglich.“ Nun, nach den sieben Monaten, die ich hier in Ecuador verbracht habe, kann ich diese Aussage mit gutem Gewissen bestätigen. Verlassen kann man sich weder auf öffentliche Verkehrsmittel, noch auf Abmachungen mit Menschen. Dies soll keineswegs negativ klingen. Es ist lediglich eine völlig andere Mentalität, als ich sie aus der altbekannten Schweiz gekannt habe. Dadurch, dass ich eine neue Kultur zu verstehen versuchte, habe ich bemerkt, welche Seiten meiner eigenen Kultur ich nicht verstehe. Was anfangs bei mir nur auf Fragezeichen stieß, wurde zum Alltag und somit zur Normalität – was einmal mein Alltag war, erschien mir auf einmal fremd und ich begann, diesen Alltag zu hinterfragen. Eine Erfahrung, die rückblickend auch mit einem etwas merkwürdigen Gefühl einherging.