Eine Woche vor Weihnachten ist es dann endlich soweit. Nach zwei Monaten in Cuenca, in denen ich für meine Masterarbeit geforscht habe, bleiben mir am Ende meiner Zeit in Ecuador noch zwei Tage, um Marco und die Kinder in der Fundacion zu besuchen.
Eine Woche vor Weihnachten ist es dann endlich soweit. Nach zwei Monaten in Cuenca, in denen ich für meine Masterarbeit geforscht habe, bleiben mir am Ende meiner Zeit in Ecuador noch zwei Tage, um Marco und die Kinder in der Fundacion zu besuchen.
Als ich am Mittwoch im Zentrum Quitos an der Bushaltestelle stehe, von der aus der Bus in den Süden Quitos startet, fühle ich mich wieder zurückversetzt in die Zeit, als ich diesen Trip mehrmals die Woche machte. Nach 25 Minuten kann ich dann auch schon die Brücke sehen, die einen ins Viertel Rancho los Pinos führt. Ich steige also aus dem Bus und die steile Treppe am Rande der Schnellstraße hinauf und überquere die Brücke. Und sofort komme ich mir wieder wie zu Hause vor, immerhin war das Viertel vor mehr als 5 Jahren wirklich mein Zuhause. Hier im Süden Quitos stehen keine Hochhäuser mehr, hier gibt es kein Stadtzentrum mehr, hier tummelt sich ein Viertel neben dem anderen entlang der Schnellstraße, sodass die hügelige Landschaft im Süden Quitos von oben wohl wie ein Häusermeer aussieht.
Die meisten Häuser im Viertel sind noch genau die gleichen, auch wenn das ein oder andere bestimmt im Laufe der Zeit neu gestrichen worden ist. Was mir jedoch direkt auffällt, ist, dass viele der Straßen, die früher einfach nur aus Erde bzw. Matsch und Steinbrocken bestanden, jetzt gepflastert sind.
Ich laufe weiter durchs Viertel, an der Wohnung vorbei, in der ich früher gewohnt habe. Von hier aus sind es nur noch ca. 50 Meter bis sich die Häuser lichten und man an dem Hang steht, an dem die Fundacion fast schon majestätisch in der Morgensonne daliegt. Ich halte einen Moment inne und genieße die grandiose Aussicht hinunter ins Tal, dann begebe ich mich vorsichtig auf den Abstieg, über die sattgrüne Wiese hinunter in die Fundacion. Als ich ankomme staune ich nicht schlecht, da dort, wo früher ein kleines, beschauliches Haus stand, jetzt noch ein zweites, deutlich größeres Gebäude steht. Und Marco und sein Team haben hier wirklich ganze Arbeit geleistet. Nach einem herzlichen Hallo und einem gemeinsamen Mittagessen in der Fundacion, nimmt mich Marco mit auf eine kleine Führung und ich bin wirklich begeistert, wie Marco seine Pläne hier in die Tat umgesetzt hat. Im alten Gebäude, wo im Souterrain früher sowohl die Küche, die Esstische und der Lernraum für die Kleinen untergebracht waren, ist es jetzt deutlich luftiger. Der Lernraum der Kleinen ist ins neue Gebäude gezogen und so gibt es jetzt für alle mehr Platz beim Essen. Im Erdgeschoss, wo früher der Lernraum der etwas älteren Schüler war, ist jetzt Platz für die ganz Kleinen, die, als ich in der Fundacion ankomme, friedlich zu klassischer Musik ihren Mittagsschlaf halten. Im ersten Stock, wo vorher Marcos Privatwohnung war, sind jetzt mehrere Büroräume, die bei dem stetig wachsenden Team auch dringend nötig waren. Einzig allein die Komposttoiletten, die ich noch von früher kannte, sind noch da, wo sie vorher waren. „Die funktionieren sehr gut, die haben wir dort gelassen, wo sie waren!“, erklärt Marco mir stolz.
Das neue Gebäude beherbergt nun im Erdgeschoss einen schönen, lichtdurchfluteten Raum für die 1.-4. Klässler, im ersten Stock einen ebenso schönen Raum für die 5.-8. Klasse und im zweiten Stock befindet sich der Jugendraum, mit großzügiger Dachterrasse. Alle Räume verfügen über einen Computer, den viele Kinder von Zuhause aus gar nicht kennen. Zusätzlich können die Kinder auf eine Menge bunter, kinderfreundlicher Lernmaterialien zugreifen, die ihnen das Hausaufgabenmachen spielerisch erleichtern.
Hinter dem zweiten Gebäude ist nach wie vor der wirklich tolle Spielplatz am Hang, auf dem die Kinder vor und nach dem Essen sowie nach den Hausaufgaben spielen können. Und während ich so auf dem Spielplatz stehe, erinnere ich mich noch zu gut an all die Fangenspiele, in denen ich keuchend versucht hatte, den Kindern den Berg hinauf hinterherzukommen.
Am Ende unserer kleinen Tour zeigt Marco mir noch die neuen Waschbecken, an denen die Kinder sich nach dem Mittagessen immer die Zähne putzen. An der Wand hängen kleine Sanduhren aus der Schweiz, die den Kindern anzeigen, wie lange noch geputzt werden muss. Nach dem Putzen gibt es für alle noch eine Runde Zahnseide, ein Ritual, das wohl die wenigsten von zuhause mitbekommen würden.
Die nächsten zwei Tage sind für mich so unglaublich herzerwärmend, ich spiele und tobe mit den Kindern im Park, helfe ihnen beim Zähneputzen, bei den Hausaufgaben und erfreue mich daran, wie sehr sie von den Seifenblasen begeistert sind, die ich ihnen aus Deutschland mitgebracht habe. Besonders freut es mich, als ich sehe, dass ein paar der Kinder, mit denen ich schon vor fünf Jahren jeden Tag zusammen gespielt, gelernt und gelacht habe, heute immer noch in der Fundacion sind. „Das zeigt ja auch, wie konstant wir hier in der Fundacion sind“, sagt Marco, als ich ihm berichte, wie sehr es mich freut, die Kleinen wiederzusehen.
Und als die zwei Tage vorbei sind und ich wieder auf dem Weg zurück ins Stadtzentrum von Quito bin, ist mein Herz so voll, wie lange nicht mehr. Ich bin unglaublich glücklich darüber, dass wir mit unserem Verein dieses tolle Projekt von Marco unterstützen können, es gibt mir das Gefühl, wirklich etwas so nützliches und wirksames zu unterstützen. Zeit mit den Kindern zu verbringen, ist für mich eines der schönsten Geschenke, die es gibt. Ich bin jedes Mal überwältigt davon, wie lebensfroh, glücklich, neugierig, kreativ und lustig diese kleinen Racker sind, die in Verhältnissen aufwachsen, die wir uns in Deutschland oft gar nicht vorstellen können.
Wie herzergreifend ist es, wenn man miterlebt wie zwei kleine Jungs beim Reise nach Jerusalem spielen beide auf den letzten freien Platz verzichten, nur damit der jeweils andere nicht verliert. Wie herzergreifend ist es, wenn ein älteres Kind einem anderen Kind die Seifenblasen aus der Hand nimmt, nur damit ein jüngeres, etwas schüchterneres Kind auch einmal an die Reihe kommt. Wie herzergreifend ist es, wenn Kinder, die verängstig und überfordert an den Hausaufgaben sitzen, durch deine Hilfe und Zuwendung plötzlich völlig auftauen und Spaß daran finden, die Nummer 6 schreiben zu lernen oder komplizierte Minusaufgaben zu lösen. Für mich gibt es fast nichts schöneres auf der Welt, als Zeit mit diesen unglaublichen Kindern und dem tollen Team von Marco zu verbringen und ich bin so stolz, dass wir, vor allem Dank Ihrer Spenden, dieses tolle Projekt in Quito so kräftig unterstützen können.
Sueñitos e.V.
Sitz: München
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VR 207396
Vorstandsvorsitzende
(1) Susanne Roggenkamp
(2) Marie Reineke
(3) Anke Weiand
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